Bereits zum dritten Mal wurde am 18. und 19. Juli in Grindelwald in der Schweiz, am Fuße der Eiger Nordwand, der Eiger Ultra Trail ausgetragen. Wie bereits ein Jahr zuvor stellten sich Marion Braun, für die SV Germania Eicherscheid startend und Wolfgang Braun (TV Konzen) dieser Herausforderung.
Mit 101 Kilometern sowie 6700 Höhenmetern gilt die Strecke als sehr harte Prüfung für jeden Trail-Running-Teilnehmer. Das auf 600 Teilnehmer begrenzte Starterfeld war bereits im Dezember ausgebucht. Läufer aus allen Kontinenten und über 50 Ländern waren für dieses Berglauf-Erlebnis angereist. Mit den Etappenorten Grosse Scheidegg, First, Faulhorn, Schynige Platte, Wengen, Männlichen, Kleine Scheidegg und der Traverse unter der Eiger Nordwand wurde ein einmaliges Bergambiente geboten.
Das Orga-Team setzte alles daran, die Sicherheit für die Läufer zu gewährleisten. Zur Wetterbeobachtung wurden eigens Experten in den Bergen platziert, auf kritische Passagen wurde durch Warnschilder zusätzlich hingewiesen, Sicherungsposten und Ärzte an der Strecke sollen nicht mehr leistungsfähige Teilnehmer aus dem Rennen nehmen und schließlich sorgten Zeitlimits dafür, dass geschwächte Läufer das Rennen beenden mussten.
Die nervenzehrende Anspannung vor dem Start um 4.30 Uhr in Grindelwald wich nach dem Startschuss der Erwartungshaltung, was die bis zu 26 Stunden erlaubte Laufzeit bringen möge. Das Bergpanorama war bei diesem Lauf auf der großen Runde um Grindelwald einfach faszinierend, auch wenn der Blick nicht immer darauf gerichtet werden konnte, denn allerhöchste Konzentration war bei fast jedem Schritt angesagt, wollte man nicht einen Sturz riskieren.
Mit beängstigendem Gefühl
Nach einem Drittel der Strecke war die 360-Grad-Aussicht vom 2686 Meter hohen Faulhorn überwältigend, einerseits was die Bergsicht betraf aber andererseits auch furchterregend, kündigte sich doch von der Nordseite Regen an, der aus einem Unwetter im Bereich Bern stammte.
Mit beängstigendem Bauchgefühl wurden die nun folgenden fast 1700 Höhenmeter Abstieg auf 19 Kilometer bis Burglauenen auf 905 Metern in Angriff genommen. Der technisch sehr anspruchsvolle Streckenabschnitt über die Schynige Platte beinhaltete alles, was ein Trail innehaben kann, schmalste Pfade über Geröllabgänge, Felsblöcke aller Größen, hohe Stufen die gesprungen werden müssen, Wurzelpassagen auf extrem steilem Abhang und steile Kuhwiesen, die wegen ihrer versteckten Löcher nicht zu verachten waren. Am unliebsamsten zu laufen waren aber die auf dem letzten Stück ins Tal führenden geteerten Steilstraßen, die die Beine völlig malträtieren. Der kurzfristig einsetzende Regen machte die Steine glatt wie Schmierseife und es galt, mit noch mehr Vorsicht zu manövrieren.
Das Wetterglück war den Sportlern jedoch hold und die Sonne kehrte zurück, die dann auf dem wohl härtesten Streckenabschnitt, dem Anstieg von Wengen (Kilometer 61) zum Männlichen, 1100 Höhenmeter auf nur sechs Kilometern, ihre ganze Kraft im schattenlosen Hang gnadenlos auf die Läufer einwirken lassen konnte.
Vom Männlichen, bei dem zwei Drittel der Strecke absolviert waren, blieb man in der Höhe um die 2300 Meter und der Blick war nun immer auf die Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau gerichtet.
Nach dem Passieren des Lauberhorns mit Abstieg über die Skipiste der berühmten Lauberhornabfahrt und der Kleinen Scheidegg stand als weitere Härteprüfung bei Kilometer 80 der Aufstieg über die Eigermoräne an. Nicht nur der Steilanstieg, auch die Höhe machten den Läufern zu schaffen und nicht zuletzt, die bereits abgelaufenen Kilometer.
Der sechs Kilometer lange Abstieg vom Eigergletscher über die Traverse unterhalb der Eiger Nordwand verlief spektakulär über Geröll und etliche Bachdurchquerungen bis nach Alpiglen.
Grindelwald lag danach zum Greifen nah, jedoch galt es einen letzten Anstieg übers Pfingstegg zu nehmen, bevor es dann im Sturzflug hinunter ins Ziel nach Grindelwald ging.
In diesem Jahr waren die beiden Ausdauerläufer aus der Eifel über anderthalb Stunden schneller unterwegs als im Jahr zuvor, und so erreichten sie noch vor Eintritt der Dunkelheit das Ziel, was den Einsatz der Stirnlampen ersparte und das erschwerte Laufen im Dunkeln nicht nötig machte.
Mit ihrer Zielzeit von 16:46:03 Stunden sicherte sich Marion Braun einen Top-10-Platz in einem mit 112 Frauen besetzten Starterfeld, wovon 66 das Ziel erreichten. Außerdem konnte sie in diesem Jahr den ersten Platz in der Altersklasse Seniors II (50 – 59 Jahre) für sich verbuchen.
Wolfgang Braun war mit seinen 16:56:19 Stunden ebenfalls mehr als zufrieden, was für ihn den 82. Platz (von 390 Startern und 295 im Ziel) bei den Männern und den zweiten Platz in der Altersklasse Sen III (60 – 69) bedeutete.
Noch am Abend gegen 21 Uhr wurde der Lauf wegen eines plötzlich einsetzenden Gewitters, das selbst die Wetterspäher überrascht hatte, die um 20 Uhr noch grünes Licht gegeben hatten, an allen Versorgungsposten gestoppt. Erst nach zwei Stunden, als die Lage wieder sicher erschien, wurden die Läufer über eine verkürzte Alternativroute nach Grindelwald geleitet.
Der Lauf durch die wunderbare Berglandschaft war ein weiteres Mal ein unvergessliches Erlebnis für die Sportler aus der Eifel. „Wenn einem dann im Ziel als Medaille ein Gesteinsbrocken vom Eiger umgehangen wird, dann sind alle Pein und Anstrengungen vergessen“, sagen die Brauns.