Bei einem der anspruchsvollsten Berg-Ultramarathons weltweit, dem UTMB, gilt es auf einer Streckenlänge von 170 km und mehr als 10.000 zu überwindenden Höhenmetern, das Berg-Massiv des Mont Blanc in einem Zeitlimit von 46,5 Stunden zu umrunden.
Bei der 14. Ausgabe des „Ultra-Trail du Mont-Blanc“ (UTMB) vom 26. bis 28.08.2016, war Marion Braun, von der SV Germania Eicherscheid, mit 2556 Läufer/Innen aus 87 Nationen in Chamonix (F) am Start des UTMB.
Die Teilnahme am UTMB ist nur über den Nachweis von Qualifikationsläufen möglich. Und weil die Bewerber die zur Verfügung stehenden Startplätze bei weitem übersteigen, werden diese in einem Losverfahren ermittelt.
Wird man im Januar als einer der glücklichen Startberechtigten ausgelost, beginnt das körperliche, sowie auch das mentale Training für dieses Unternehmen. Eine solche Strecke durch zwei Nächte über Pfade im Hochgebirge kann nur mit starkem Willen und der nötigen Kondition angegangen werden. Am Tag X entscheiden dann noch Wetterbedingung und Tagesform über den Verlauf des Rennens.
In diesem Jahr waren die Bedingungen durch Temperaturen über 30°C und ein Gewitter in der zweiten Nacht, geprägt.
Der Start am 26. August 2016 um 18 Uhr auf dem zentralen Platz „Place du Triangle de l’Amité“ in Chamonix ist dermaßen emotionsgeladen wie sonst nirgendwo. Schon Stunden vor dem Start harren viele Läufer auf Grund einer guten Starposition in der Nachmittagshitze auf dem Platz aus.
Marion wurde vom Veranstalter der Vorzug gestattet, den Startbereich von vorne über die Startlinie in den reservierten Raum für das Elitefeld, betreten zu dürfen, hatte sie doch an Hand ihrer Laufergebnisse in einer international geführten Bewertungsskala die nötigen Punkte dafür erreicht.
Die Zeit vor dem Start gehört dem Abschied nehmen, von Familien, Freunden und Angehörigen. Gute Wünsche, Umarmungen und Tränen sind die Begleiter für die Läufer in die Ungewissheit der nächsten zwei Nächte und zwei Tage.
Wenn dann kurz vor dem Start von Vangelis „Conquest of Paradise“ ertönt, kocht die Spannung im Startbereich und bei den Zuschauern. Dann endlich die Erlösung, der Startruf „go“, und wie eine Explosion rennen die Läufer los, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Zuschauer tragen die Läufer auf einer Begeisterungswelle durch den Ort.
Alles was zählt ist durchkommen, den Lauf erfolgreich beenden, denn die Vorbereitungen in den letzten Monaten waren zu aufwendig und die psychische Belastung in den letzten Wochen und vor allem in den letzen Tagen, taten ihr eigenes.
Marion hat es geschafft, hat ihren Lauf gemacht in 38:08:44 Stunden, sich am sternenklaren Nachthimmel und der grandiosen Morgenstimmung erfreut, hat die Sterne mit Stirnlampen verwechselt und dadurch längere Anstiege befürchtet, hat geschwitzt und war verstaubt, hat die Blasen an den Füßen und Zehen wachsen gespürt und die Erleichterung als sie geplatzt waren, konnte die Aussichten auf die Berge genießen, hat andere Läufer gesprochen, motiviert und mit ihnen gelitten, gekämpft und gefreut, stundenlang den eigenen Gedanken nachgegangen, wie auf einer Pilgerreise, und beim Hereinbrechen des Gewitters und des Regens einen kühlen Kopf bewahrt, ist durch Bäche gewatet und glitschige Pfade hinab gerutscht, immer den Willen auf Durchhalten programmiert, die zu überwindenden Pässe gezählt, 11 an der Zahl, hat in müde Augen geschaut aber selber die zweite Nacht ohne Müdigkeit überstanden, hat die aufgehende Sonne am Mont Blanc-Massiv erlebt und hat die letzten 7 km mit 800 Höhenmeter Abstieg verdammt, hat Platz um Platz gut gemacht, von 903. Gesamtplatz auf den 397. im Ziel, und 2. Frau in der Altersklasse, hat auf dem letzten Kilometer durch Chamonix all die Anstrengungen der zurückliegenden Stunden abgeschüttelt, konnte die Zurufe „BON Courage“ und „Chapeauh“ in Chamonix in sich aufsaugen und genießen, lies Freudentränen kullern und wollte dann die letzten Meter nicht zu Ende gehen lassen, weil, ja weil der Traum gleich in Erfüllung gehen sollte und das unfassbare, was man nicht in Worte fassen kann, den Mont Blanc non stopp zu umrunden, wahr wurde.
Nach einer wohlverdienten Dusche, einem Stundenschlaf, denn mehr wollte der aufgewühlte Körper nicht, nach Versorgung der Blasen, dem Applaudieren der ankommenden Läufer, die emotionale Siegerehrung, mit dauerhaftem Klang „Conquest of Paradise“ und der Ehrung für den 2. Rang in der Altersklasse V2F (50-59 Jahre), da war sie sich dann sicher, das wars!
Marions Zeit 33:08:44 h
2. Rang in der Altersklasse V2F (50 – 59 Jahre) von 18 im Ziel
34. Frau von 131 Frauen im Ziel
397. Gesamtplatz von 1468 Läufern im Ziel
1088 DNF (Abbrüche) von 2556 Läufern am Start